Während wir noch in den letzten Zügen der Rostbehandlung waren, fingen wir bereits an, uns zu überlegen:
Wie viele Fenster sollen in unsere Rosie eingebaut werden?
Wo sind die Fenster am sinnvollsten eingesetzt?
Und wie klappt überhaupt ein Fenstereinbau in einem normalen Transporter?
Da Rosie ohne die große Windschutzscheibe und die seitlichen Scheiben im Fahrgastraum keine weiteren Fenster besaß, musste für uns definitiv mehr Licht her. Und da wir in Zukunft vorhaben auch autark mit Rosie zu campen ist Tageslicht anstelle von Stromverbrauch deutlich praktischer.
Also wohin mit den Fenstern?
Ziemlich schnell war klar, dass wir gerne morgens und abends vom zukünftigen Bett aus nach draußen blicken wollten. Da wir 2 Hecktüren haben, war es für mich absurd ,nur ein Fenster in eine Seite einzubauen und die andere Seite fensterlos zu lassen. Außerdem im Sinne der Symmetrie: Wie sieht denn das aus ? ;)
Dazu wollte ich gerne noch ein großes Fenster über unserer zukünftigen Kochstelle haben. Vorerst war das unser Plan. Bis uns auffiel, wenn wir nicht Tausende von Euro in eine Klimaanlage auf dem Dach ausgeben und im heißen Sommer in Europa nicht wie Eis schmelzen wollten, müsste eine andere Alternative her. Ich belas mich in diversen Camping- und Wohnmobilforen und wurde fündig. Ein Dachfenster mit eingebautem Ventilator und Kühlmittel-Möglichkeit sollte es werden.
4 Fenster also 4 Löcher ?!
Mir war ziemlich mulmig bei dem Gedanken, könnten wir uns doch nicht einen Fehler erlauben beim Heraustrennen des Fahrzeugbleches. Doch die ganzen Youtuber, die vor uns bereits einen Transporter ausgebaut hatten, machten uns Mut.
Und so sägte Jannes, nachdem ich den Fensterausschnitt angezeichnet und mit Kreppband überklebt hatte (damit wird verhindert, dass die späteren Metallspäne auf den Fahrzeugboden fallen und dort wieder neue Rostherde bilden könnten) mit einer Stichsäge durch das Metall.
Erster Eindruck? Es machte einen Riesenlärm, aber es sah gerade aus. Da wir doch lieber auf Nummer sicher gehen, schnitt Jannes etwas unterhalb der gezeichneten Kante. Wir fühlten uns sicherer noch eine weitere Stunde den Fenstermaßen entsprechend zu feilen, als zu viel auszusägen.
Wir fingen mit dem Fenster über der zukünftigen Kochstelle an.

Tipp: Säge nicht gleich alle Fensterausschnitte auf einmal, wenn du keine Garage oder eine Unterstellmöglichkeit für dein Fahrzeug hast, denn 1. ist ein Fenstereinbau (zumindest bei uns) eine zeitintensive Arbeit, 2. braucht der Kleber sehr lange zum Aushärten und 3. verschaffe dir lieber vorher einen Überblick ob du genügend Schraubzwingen für alle Fensterrahmen hast.
Ich war zum Anfang des Tages auch voller Tatendrang und hatte die Erwartung, wir würden alle Fenster an einem Tag schaffen. Im Endeffekt setzten wir das große Seitenfenster an einem Tag ein, die 2 Heckfenster am nächsten und das Dachfenster am übernächsten.
Nachdem wir nun die Fensterausschnitte gesägt hatten, klaffte ein großes Loch im Fahrzeug. Durch das Lesen diverser Foren und das Schauen unzähliger YouTube-Anleitungen wussten wir, wie die nächsten Schritte funktionieren würden. Wir feilten den Fensterausschnitt dem Maß entsprechend aus, reinigten den gefeilten Bereich mit Bremsenreiniger und trugen danach zwei Schichten Rostschutzlack auf. Während der Rostschutzlack trocknete, fertigte Jannes bereits den Fensterinnenrahmen aus Dachlatten aus dem Baumarkt an. Auch hier gibt es wieder einige Dinge zu beachten: Die gekauften Fenster dürfen ein bestimmtes Fensterinnenrahmen-Maß nicht überschreiten, da sonst der umschließende Fensterrahmen nicht mehr passen würde. Also wer auch ausbauen möchte, sollte darauf achten, die Anleitung zu lesen bzw. die Maße der Dachlatten dem Fensterrahmen anzupassen. Der Innenrahmen selbst war mittels weniger Schrauben zusammen gebaut und einsatzfähig. Dieser musste im folgenden Schritt mit einem starken Montagekleber am Fahrzeugblech befestigt werden. Durch unsere Recherche wussten wir, dass "Sikaflex" der wohl geeignetste Klebstoff auf dem Markt war.
Achso, bitte vergiss nicht: Alle Flächen die du bekleben oder anderweitig behandeln willst, sollten mit einer Schicht Bremsenreiniger gründlich entfettet werden. So bleibt auch später alles an Ort und Stelle.
Um den Innenrahmen an der richtigen Stelle zu fixieren, nutzten wir die bereits érwähnten Schraubzwingen. Um dem Fahrzeugblech außen so wenig wie möglich zu schaden, empfehlen wir entweder Stoff- oder Holzreste zwischen die Schraubzwingen und das Fahrzeugblech zu klemmen. Wir hatten das Glück einer Folierung auf der Höhe des Fensters und somit keine Sorgen mit Druckstellen oder Kratzern.
Nachdem das Sikaflex getrocknet war (nicht ausgehärtet!) lösten wir die Schraubzwingen, entfetteten das äußere Blech mit Bremsenreiniger und verklebten das Fenster mit "Dekaseal". "Dekaseal" nutzen wir aufgrund seiner besseren flexiblen Eigenschaften zum Auftragen des äußeren Fensterrahmens.
Um den inneren mit dem äußeren Fensterrahmen zu verbinden schraubten wir Schrauben in die vorgesehenen Löcher und zum Schluss entfernten wir nur noch den überflüssigen Kleber von dem Fensterrahmen.
Et voilà- wir hatten das erste Fenster!


Tatsächlich war der Einbau der Heckfenster dann doch etwas tricky aufgrund des geringen Platzes für den Holzrahmen. Aber wie sagt man so schön: was nicht passt, wird passend gemacht. Und so sägten wir die Holzrahmen lediglich etwas kleiner und alles lief wieder wie am Schnürchen.
Der Casus Knacksos war dann doch das Dachfenster. Wir hatten Schwierigkeiten beim Einbau, weil das Dach von trapezförmigen Streifen durchzogen ist und so keine glatte Oberfläche für einen Fensterrahmen existierte. Holz und alle anderen nicht witterungsbeständigen Stoffe konnten wir nicht als höhenausgleichende Materialien verwenden. Nachdem wir uns lange den Kopf zerbrachen, fand ich die Lösung dann im Onlineshop. Es gab für den Fiat Ducato und baugleiche Typen einen Ausgleichsrahmen aus Plastik und der war sogar relativ preisgünstig. Durch die Bestellung verschob sich natürlich der Einbautermin auf eine Woche später, aber so war es uns definitiv lieber. Jannes sägte also zum 4. und letzen Male in das Fahrzeugblech, wir entfetteten die entsprechende Fläche und klebten zunächst den Ausgleichsrahmen mit Sikaflex auf. Nachdem dieser ausgehärtet war, folgten dann die gleichen Schritte wie bei den vorherigen Fenstern.
Am Ende hatte unsere Rosie dann 4 dichte Fenster.